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Brief von 1849

Plauen, den, 11. Februar 1849

Mein lieber Wilhelm,

Nachdem ich nun 3 Tage vergebens auf einen zweiten Brief von Dir gehofft, kann ich unmöglich länger zögern, endlich auch einmal wieder etwas von mir hörenzulassen. Ich bin herzlich froh aus Deiner letzten Nachricht zu ersehen, daß Du mit dem Inhalt meines Briefes zufrieden warst. Ich konnte mir recht gut denken, daß Du Dir von mir ein anderes Bild entworfen haben würdest, habe mich auch selbst über mich gewundert, daß ich bei allem so gefaßt blieb. Meine Ruhe bringt auch wie es scheint guten Erfolg, denn ich befinde mich ganz wohl. Sehe sehr munter aus und meine Kleider fangen sehen an schwer zusammenzugehn. Ich hoffe diese Mittheilung soll Dir lieb sein, da Du ja schon öften sagtest, Du wollest gern das Geld dafür geben, mir alle meine Sachen ändern zu lassen, wenn ich nur recht munter und gesund wiederkehre. Vorgestern erhielt ich einen Brief vom Vater und Toni, wo letztere mir nun ihre Verlobung und Fixirung ihres nun mehreigen Schützchen anzeigte. Wie sehr ich mich gefreut, daß die beiden Leutchen endlich auch einmal zu ihrem langersehntem Ziele gelangt, wirst Du Dir wohl denken können. Antonie schien ihrem Briefe nach überglücklich zu sein und ich gönne es ihr vom Grund meines Herzens. Sind wir beide ja doch schon lange im Besitz dieses Glückes. Sie theilte mir auch noch mit, daß bei ihres Schützchens Fixirung leider freilich auch eine weite Versetzung verbunden sei, und daß Klingner Dir sogleich geschrieben, Dich zur Besetzung Deines jetzigen Posten zu melden. Ich will sehnlichst wünschen, daß Dein Eintrag genehmigt werde, damit ich mit Vergnügen und Hoffnung wieder in Weißenfels einrücken kann. Auch will ich nach hoffen, daß Du Deine Rechnung in diesem Monat nach Wunsche abschließen mögest, damit Du Deine gute Anna die sich sehr nach Die sehnt, recht bald für immer nachholen kannst. Ich habe auch an Toni geschrieben. Ich rechnete stark darauf, daß mich mein jüngeres Schwesterchen nicht auf den Backofen setzen würde. Gustchen sagt mir sollten nur mit den Heirathen nicht auf bessere Zeiten warten, denn die würden wohl so bald noch nicht werden und Robert. Wenn ich schon 20 Jahr alt sei, wäre ich alt genug zum Heirathen. Künftigen Freitag bin ich nun 4 Wochen hier, mir ist die Zeit sehr schnell vergangen. Ich kann mir kaum denken, daß ich schon so lange vom Hause fortbin; und wie schnell wird die übrige Zeit vergehen wo wir uns wiedersehn und nach Herzenslust abküssen und umarmen können. Innliegenden Brief sende Deiner Schwester Louise. Er enthält die Gratulation zu ihrem Geburtstage und als Präsent ein sehr hübsches Kragenband. Ob denn die Deinigen noch kommen werden, ich rechne und warte mit vielen Verlangen auf ihre nächste Nachricht. Nun mein liebes Herzchen noch einen warmen Kuß. Augustchen wartet auf mich wir wollen zusammen spazieren gehen. Ich schreibe Dir sogleich auf Deinen nächsten Brief wieder. Adieu. In herzlicher Liebe

Viele Grüße von hier Deine Anna.

Eben sind wir vom Spazierengehen zurückgekommen, deshalb noch einen kleinen Nachsatz. Wir waren mit Louise beim Gärtner um Blumenstückchen für Mammas, welche morgen hier ankommen einzukaufen. Louise wird heute über 3 Wochen getraut also am 30. Ich bin also zur Hochzeit noch hier und wäre sehr fleißig am Fußbrückchen. Ich habe ein wunderhübsches Muster dazu. Wir werden wahrscheinlich heute Abend auf dem Bahnhof zu Concert und Abendessen gehen wozu wir vorhin ein vorübergehn von Bekannten aufgefordert wurden. Nun müssen wir erst die Zustimmung Roberts, zu welchen wir jetzt geschickt haben noch abwarten. Er hat jetzt der Dresdner und Leipziger Unruhen wegen nicht die beste Lauen. Sei so gut mein Liebchen und vergiß nicht mir Couverts zu schicken auch sind meine Briefbogen bald alle. Nochmals leb wohl mein Schützchen. Ich erwarte spätens Morgen Nachricht von Dir. Es küßt Dich tausendmal

Deine Anna.

 


Mein Dank an dieser Stelle geht an Herrn Bartosz Morylewski, welcher die Übertragung des Briefes vorgenommen hat.

 

Der Brief steht hier eingescannt vom Original zur Verfügung. 

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